„Hallo“ an alle Menschen, die besonderen Wert auf höfliche Umgangsformen legen und „Hallo“ an alle denen es egal ist. Ich hatte eigentlich vor, meinen Artikel mit einer Entschuldigung zu beginnen. Das hätte auch super zum Thema gepasst. Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass mein Artikel mal wieder viel länger geworden ist als geplant und dass viele von euch vielleicht nach der Hälfte keine Lust mehr haben zum Weiterlesen. Aber ich werde mich nicht entschuldigen. Nicht weil ich unhöflich oder unerzogen bin, sondern weil es sich falsch anfühlen würde. Denn jeder Satz den ich geschrieben habe, fühlt sich richtig an und jedes Wort was ihr hier lest, wollte raus und wird auch die richtigen Menschen finden. Und die, die meine Worte nicht brauchen, die werden sicher andere schöne und kürzere Artikel zum Lesen finden. Also lass ich die Entschuldigung weg und fang einfach an 🙂
Ich wurde vor Kurzem gefragt, was denn so schlimm daran wäre, wenn einem bestimmte Umgangsformen und Höflichkeit wichtig sind und man sein Kind dahingehend erzieht. Dies sei ja schließlich eine Frage der Erziehung. Dazu passt auch sehr gut ein Zeitungsartikel, in welchem gesagt wurde, dass die Kinder früher wahrscheinlich braver und vielleicht auch respektvoller und rücksichtsvoller gegenüber Älteren waren. Heute sind sie dagegen selbstbewusster und sagen gern ihre Meinung.
Ist dem wirklich so? Dieser Frage möchte ich gerne nachgehen, zumal es sich um die Erziehung meiner Kinder handelt. Ja, erzogene Kinder sind höflich, rücksichtsvoll und brav. Und ja, das hat mit der Erziehung zu tun. Aber es ist keine Frage der Erziehung. Es gibt hier kein entweder oder, sondern sowohl als auch. Denn auch unerzogene Kinder können sehr wohl höflich und rücksichtsvoll sein. Der kleine aber sehr erhebliche Unterschied dabei ist, warum sie es sind, was die Motivation für ihre Höflichkeit ist.
Erziehung ist die bewusste Formung eines Menschen in eine von jemand anderem als richtig befundene Richtung, die aber nicht dem Selbst entspricht. Das ist eine Form von Gewalt und ist übergriffig. Unerzogen bedeutet der Verzicht auf Erziehung und somit der Verzicht auf Gewalt. Die Entscheidung ob ich meine Kinder erziehen möchte oder nicht ist eine grundsätzliche und nicht von Fall zu Fall abhängig. Ich kann nicht sagen, ich möchte auf erzieherische Gewalt verzichten, aber wenn es um Höflichkeit geht, dann muss ich dafür sorgen, dass mein Kind Bitte und Danke sagt und höflich grüßt. Das geht so nicht! Hier gibt es für mich ein eindeutiges entweder oder. Was nicht heißt, dass man über Nacht in allen Bereichen des Lebens die Erziehung so einfach abstreifen kann. Natürlich erwische auch ich mich dabei, wie ich Dinge sage und tue, die eindeutig in Richtung Erziehung gehen. Aber in erster Linie geht es mir darum, dass ich mich klar positioniere wie ich zu Erziehung stehe. Und dann auch selbst erkenne, wenn ich nicht danach handele und dann eingreife und das Ruder wieder rumreiße.
Weil es hier gerade so gut reinpasst, möchte ich gern den folgenden Artikel einfügen. Was bedeutet eigentlich Erziehung und warum brauchen Kinder keine Erziehung?
http://www.happybabys-bindung.de/von-der-erziehung-zur-beziehung/
Im Übrigen ist auch mir Höflichkeit und respektvoller Umgang wichtig. Aber noch wichtiger ist es mir, wie ich das erreiche. Also, kommen wir zurück auf die Motivation höflich zu sein bei erzogenen und unerzogenen Kindern. Erzogene Kinder werden geformt und zwar mit Angst. Angst vor Strafen, Angst vor Ablehnung, Angst vor jeglichen Konsequenzen. Wir manipulieren und erpressen unsere Kinder tagtäglich, um sie so zu machen wie wir sie gerne haben wollen, um das Verhalten bei unseren Kindern herbeizuführen welches wir für richtig halten. Erzogene Kinder halten sich brav an Regel, Vorschriften und Gesetze aus Angst vor Bestrafung. Und das funktioniert auch prima, deshalb erziehen sicher auch so viele Erwachsene. Was gut funktioniert scheint richtig zu sein. Unsere Kinder sind auf uns angewiesen und wollen nichts mehr als von uns geliebt werden. Daher lassen sie Einiges über sich ergehen, nur um es uns Recht zu machen und nur um unsere Aufmerksamkeit und Liebe nicht zu verlieren. Das geht bei einigen Kindern schneller bei einigen dauert es länger, da es auch Kinder mit von Natur aus stärkeren Willen gibt. Früher oder später schaffen wir als Erwachsene es allerdings immer, mit unserer Macht den Willen des Kindes zu brechen. Wenn das erst mal passiert ist, dann ist es wahrscheinlich beim Kind eine Gewöhnungssache. Dann werden ganz automatisch bestimmte Sätze abgespult, auch wenn Mama und Papa nicht jedes Mal mit ermahnendem Gesicht daneben stehen. Der Grund für die Höflichkeit bleibt dennoch die erzieherische Gewalt, die das Kind erfahren hat. Ein gesagtes Danke oder Bitte hat hier nichts mit gefühlter Dankbarkeit zu tun. Genauso wenig hat ein anerzogenes Entschuldigung sagen etwas mit Mitgefühl zu tun. Es sind antrainierte Phrasen.
Wie sieht es nun bei den unerzogenen Kindern aus? Unerzogene Kinder werden nicht geformt, auf sie wird keine Macht ausgeübt. Und wenn keine Macht auf sie ausgeübt wird, dann zeigen diese Kinder ein Verhalten, welches ihnen ihre innere Weisheit eingibt. Unerzogene Kinder dürfen so sein, wie sie sind. Sie werden von uns Eltern auf IHREM Weg begleitet. Einen Weg auf welchem sie ihre eigenen Erfahrungen machen, hinfallen und auch wieder aufstehen. Aufgrund dieser Erfahrungen werden unerzogene Kinder aus einem anderen Grund höflich sein oder Regeln befolgen können. Höflichkeit, Rücksichtnahme und andere Werte werden dann aus einem anderen Grund gelebt. Nämlich aus Freude. Und weil ein anderes Verhalten für dieses Kind gar nicht mehr mit seiner inneren Wahrheit übereinstimmig wäre. Diesem unerzogenen Kind wird es am Herzen liegen, sich so zu verhalten, dass es sich selbst wohl fühlt. Anders ausgedrückt, wenn ein Kind so sein darf wie es ist, mit all seinen Gefühlen, wenn es Erfahrungen sammeln darf und auf authentische Erwachsene trifft die ihm ein gutes Vorbild sind, dann wird dieses Kind aufgrund einer tief empfundenen Dankbarkeit nichts lieber tun als auch „Danke“ zu sagen. Alles andere würde sich falsch anfühlen. Und da muss niemand daneben stehen und sagen „Was sagt man da?“ Wenn ein Kind selbst erfahren hat wie wichtig es ihm ist, dass andere ihn um Erlaubnis bitten und die Dinge nicht für selbstverständlich nehmen, dann wird es dem Kind auch leicht fallen, selbst ein „Bitte“ auszusprechen. Und ein Kind welches in der Lage ist, mit seinen Mitmenschen mitzufülen, wird das Bedürfnis haben „Entschuldigung“ zu sagen. Es geht immer um das eigene Erleben und dadurch seine innere Wahrheit zu finden und diese dann zu leben.
Natürlich geht auch das nicht über Nacht und natürlich ist das Dressieren eines Kindes der leichtere Weg. Der leichte Weg ist aber deshalb noch lange nicht der Richtige. Wenn wir unsere Kinder nicht erziehen und dressieren, um bestimmte Verhaltensweisen zu erzeugen sondern auf die Persönlichkeitsentwicklung bauen, dann müssen wir uns natürlich auch in Geduld und Vertrauen üben. Denn bestimmte Dinge gehören nun mal zur natürlichen menschlichen Entwicklung dazu. Viele Verhaltensweisen, die wir von unserem Kind erwarten, sind in diesem Alter schlichtweg noch gar nicht möglich. Und bei den Kindern wo es möglich erscheint, bei den Kinder die wir uns als gutes Beispiel nehmen, liegt es wieder an der Erziehung. Wenn mein Sohn z.B. nicht „Danke“ sagt, versuche ich mich innerlich selbst zu ermahnen und nichts zu ihm zu sagen. Das fällt mir nicht immer leicht. Stattdessen sage ich dann in seinem Namen Danke und gebe ihm damit die Chance und Zeit zur Reflektion, so dass er selbst spüren darf, ob sich ein Danke jetzt für ihn gut anfühlen würde. Und wenn ja, dann sagt er es auch noch. Aber er hat es dann aus sich heraus gesagt und nicht weil ich als Mutter es von ihm verlangt habe oder ihn böse angeschaut habe. Das ist für ihn ein ganz anderes Gefühl. Ich habe ihm dann nicht unterstellt, dass er nicht höflich sein kann. Ich übe mich in Vertrauen, dass er es kann oder irgendwann können wird.
Wir wissen doch alle wie es sich früher für uns angefühlt hat, wenn unsere Eltern wollten, dass wir etwas Bestimmtes sagen. Oft wollten wir es eh sagen, aber die Tatsache dass unsere Eltern uns das nicht zugetraut haben und uns zuvorgekommen sind, hat uns dann gehörig die Lust darauf verdorben. Da spürte ich dann oft einen inneren Widerstand, obwohl ich es ja auch selbst sagen wollte.
Wenn ich mir bewusst mache, was Erziehung und was Unerzogen bedeutet, dann ist für mich auch klar, warum die Kinder früher höflicher und rücksichtsvoller erschienen. Sie wurden früher auch streng erzogen, während heute immer mehr Eltern sich für eine Beziehung zum Kind entscheiden. Eine Beziehung auf Augenhöhe, die berücksichtigt, dass alle Menschen in ihrer Würde gleich sind. Eine Beziehung in der Liebe, Authentizität, Respekt, Empathie und Achtsamkeit gelebt werden. Ich behaupte mal, dass das vor ein bis zwei Generationen noch undenkbar gewesen ist. Wenn Kinder heute mehr und mehr sie selbst sein dürfen, ihre Bedürfnisse äußern und ihre Meinung kundtun, ja dann wirken sie auf Viele als unhöflich und rücksichtslos. Sind sie das aber wirklich? Oder hat dieses Empfinden mehr mit meinen eigenen Erwartungen und Erfahrungen meiner Erziehung zu tun?
Und was ist mit den heutigen Erwachsenen die klassisch wenn nicht sogar streng erzogen wurden und dennoch unhöflich und respektlos sind? Denn auch diese gibt es. Umgekehrt bin ich zwar erzogen wurden und empfinde mich auch selbst als höflich, bin es aber nicht weil ich das Gefühl habe ich müsste es, sondern weil es meiner inneren Wahrheit entspricht. Also was denn nun, ist die Erziehung von Höflichkeit also doch nicht so schlimm und warum gibt es unhöfliche Erwachsene die aber erzogen wurden?
Ich versuche mich mal in einer Erklärung, es ist lediglich meine persönliche Sicht. Es gibt wie bereits erwähnt Kinder, welche sich leicht formen lassen und die auf den ersten Blick damit weniger Probleme haben (glaubt aber ja nicht, dass nur weil ihr es nicht wahrnehmt diese Kinder keine emotionalen Schäden inkl. Spätfolgen davontragen) und dann gibt es jene Kinder die einen extrem starken Willen haben und nur unter schweren und anstrengenden Bedingungen das tun was wir wollen.
Erstere werden wahrscheinlich später kaum in der Gesellschaft auffallen und angepasst durchs Leben gehen. Sie haben sich schon zu sehr an die Fremdbestimmung gewöhnt und verhalten sich so wie sie sich verhalten, weil man das halt so macht und sie es nicht anders gewohnt sind. Mit Handeln nach der inneren Wahrheit hat das wenig zu tun. Diese Menschen haben dann vielleicht das Glück irgendwann in ihrem Leben doch noch zu sich selbst zu finden, bestimmte Erfahrungen zu machen und nach ihrer inneren Stimme zu leben. Sie sind dann in der Lage trotz Erziehung und Dressur Höflichkeit und Rücksichtnahme zu ihren Werten zu zählen und diese Werte dann als stimmig zu leben. Zu diesen Erwachsenen zähle ich mich.
Bei Zweiteren, den willensstärkeren Kindern, fällt im Erwachsenenalter schlicht und einfach der Grund weg, warum sie sich jahrelang so verhalten haben wie sie es taten. Diese Erwachsenen haben sich keineswegs an die Fremdbestimmung gewöhnt und haben wahrscheinlich nur auf den Moment gewartet, wo sie sich von dieser endlich befreien können. Der Moment, in dem die Eltern keine Macht mehr über sie ausüben können, der Moment wo sie körperlich stärker sind als Mutter oder Vater, der Moment in dem sie nicht mehr auf ihre Eltern und trauriger weise vielleicht auch nicht mehr auf deren Liebe angewiesen sind. Und was kommt dann? Dann wird sich befreit von der Fremdbestimmung und das Verhalten verändert sich um 180 Grad, vielleicht aus Protest vielleicht aber auch nur unbewusst weil man alles was sich bisher falsch angefühlt hat einfach loswerden möchte. Und es hat sich falsch angefühlt etwas zu tun, wozu man gezwungen wurde. Und da spielt es im Nachhinein sicher auch keine große Rolle, dass einem der Verstand sagt, dass es doch grundsätzlich gut ist, sich an Regeln zu halten oder höflich zu sein. Diese Erwachsenen möchten nicht höflich sein, sie mussten es lange genug. Es entspricht nicht ihrer inneren Wahrheit höflich zu sein, weil sie nie erlebt haben, wie es sich anfühlt dies als wahrhaftig und stimmig zu empfinden. Natürlich geht es hier um weit mehr als nur Höflichkeit. Es geht um das grundsätzliche Ausbrechen vieler Jugendlicher, die als Erwachsene auf einmal jede Regel brechen und Gesetze missachten und das obwohl viele von ihnen erzogen wurden. Oder vielleicht auch gerade deshalb?
Vielleicht sind diese Extrembeispiele eher selten und sicher spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle für das jugendliche Ausbrechen. Und auch nicht alle Kinder die willensstark sind, werden als Erwachsene auffällig. Ich bin allerdings der Meinung, dass ein Jugendlicher, der eine Kindheit erlebt hat, in welcher er sein durfte wie er ist, der akzeptiert und respektiert wurde und seiner inneren Stimme folgen durfte, es später im Leben nicht nötig hat, auszubrechen. Dieser Jugendliche muss sich nicht finden und ausprobieren und rebellieren, er hat sich ja schließlich auch nie verloren, er weiß wer er ist mit allen Stärken und Schwächen und fühlt sich angenommen.
Wenn ein Mensch inneren Halt empfindet, sich selbst gefunden hat und annimmt wie er ist, hat er es nicht nötig im Außen Halt zu suchen, bei anderen Menschen oder durch Konsumgüter, Anerkennung etc. Diese Menschen haben glaube ich auch weniger den Drang nach ständig neuen waghalsigen oder lebensgefährlichen Abenteuern. Denn sie haben die Verbindung zu sich selbst nie verloren und spüren sich. Die Adrenalinjunkies brauchen oft den Kick um sich spüren zu können, um das Gefühl zu haben sie sind am Leben. Jetzt bin ich vielleicht ein wenig vom Thema abgekommen. Alles was ich sagen wollte, ist dass dieser innere Halt nicht durch Erziehung möglich ist. Im Gegenteil. Und dass das vielleicht der Grund ist, warum viele Erwachsene sich so ganz anders verhalten, als es wohl von einem erzogenen Menschen erwartet wird.
Es gibt den Einwand, dass wenn unerzogene Menschen stets tun und lassen was sie möchten, dann alles drunter und drüber gehen würde und es vielleicht Mord und Totschlag gibt. Mal ganz abgesehen davon, dass es das jetzt auch schon gibt, stelle ich mir die Frage was sich denn für mich ändern würde, wenn ich alles dürfte ohne Angst vor Bestrafung. Würde ich dann gleich in den nächsten Supermarkt gehen und mir die Einkäufe zusammenklauen, oder die nächste Bank überfallen oder bei Rot über die Ampel fahren oder beim nächsten Frust meine Mitmenschen körperlich angreifen? Nein, würde ich natürlich nicht. Und warum? Weil ich all die Dinge jetzt nicht deshalb nicht tue, weil ich Angst vor Bestrafung habe, sondern weil es nicht meiner Moral- und Wertevorstellung entspricht, weil es sich für mich falsch anfühlt. Da spielt die Straffreiheit überhaupt keine Rolle. Wäre es nicht schlimm, wenn ich den meisten Menschen unterstelle würde, dass sie sich nur deshalb nicht strafbar verhalten, weil sie Angst vor Bestrafung haben? Ich bin im festen Glauben, dass bei der Mehrheit der Menschen so wie bei mir, die Moral, das Gewissen, die innere Stimme vorgibt wie sie sich verhalten. Angst vor Bestrafung haben viele bereits jetzt schon nicht mehr, deshalb ist die Hemmschwelle bei Gewalttaten vielleicht auch so gering. Und da wäre ich wieder bei der Erziehung und was passieren kann, wenn man die Dinge aus dem falschen Grund macht.
Für mich ist es oft unerträglich mit anzusehen, wie manche Eltern Ewigkeiten auf ihr Kind einreden, es solle doch bitte endlich Hallo oder Tschüss sagen oder sich brav bei allen Anwesenden für das Geschenk bedanken. Ich weiß, diese Eltern machen das in dem guten Glauben, dass sie ihnen Kindern was Wertvolles für ihr Leben mitgeben. Wer es bis hierher geschafft hat, meinen Artikel zu lesen, weiß, dass ich vom Gegenteil überzeugt bin.
Ich möchte von keinem Kind aus dem falschen Grund gegrüßt werden und kein Kind soll sich bei mir deshalb bedanken, weil es Angst hat, von Mama oder Papa abgelehnt zu werden. Welchen Wert hätte diese Höflichkeit? Für mich keinen und der Preis ist hoch, den das Kind dafür bezahlt. Wenn mir jemand seine Dankbarkeit entgegenbringen möchte, freue ich mich darüber, sie sollte aber von demjenigen auch gefühlt werden. Wenn ein Kind das noch nicht kann und es sich in dem Moment nicht gut anfühlt, dann ist das so. Für mich soll sich kein Kind verstellen müssen. Ich möchte meine Kinder darin unterstützen, sie selbst zu sein. Ich möchte meine Kinder nicht wie Sandkuchenformen behandeln und sie nach meinem Belieben verändern. Was rund ist, soll rund bleiben und was eckig ist, soll eckig bleiben. Wir brauchen nicht nur Menschen, die schön und rund sind, wir brauchen auch Menschen mit Ecken und Kanten. Und vor allem Menschen, die ihre Ecken und Kanten lieben. Erziehung macht das unmöglich.
Für mich fühlt es sich jetzt richtig an, bitte zu sagen. Bitte lasst eure Kinder sie selbst sein und wahrt ihre Einzigartigkeit. Seid ihnen ein Vorbild und habt Vertrauen, dass auch sie in Übereinstimmung mit ihrer inneren Wahrheit irgendwann das „Richtige“ tun.
DANKE! Danke an alle die bis hierher gelesen haben und danke an jeden, der bereit ist meine Worte in sich aufzunehmen und zu spüren ob sich diese für ihn stimmig anfühlen oder nicht. Danke an alle die ihrer inneren Wahrheit lauschen und den Mut haben, diese zu leben. Und vor allem danke an alle die in ihren Kindern sehen was sie wirklich sind, nämlich einfach nur sie selbst (und sie dann auch so sein lassen).
In diesem Sinne, werde dir bewusst und folge deinem Herzen!
Deine Carina
P.S. Glaubt ja nicht, dass ich nur weil ich so klug daherrede, die Erziehung in meinem Leben keine Rolle mehr spielt. Auch ich bin erzogen worden. Da sind Muster und Automatismen in mir, die immer wieder das zum Vorschein bringen, was ich nicht leben möchte. Es ist auch für mich ein hartes Stück Arbeit, das alles umzusetzen, wovon ich schreibe. Aber es ist mir bewusst geworden und ich weiß und fühle, dass ich das so nicht mehr möchte. Und deshalb weiß ich auch, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und um nichts anderes geht es. Wir müssen nicht von heute auf morgen perfekt sein. Perfekt sein ist auch gar nicht das Ziel, das ist eine Illusion, von der wir uns befreien müssen (und weil ich nicht perfekt bin, ist auch dieser Artikel nicht perfekt, weder in der Rechtschreibung noch in der Grammatik und vielleicht auch nicht vom Inhalt). Aber wir sollten uns stets bewusst werden über die Dinge die wir tun, denken und fühlen. Dann werden wir trotzdem nicht die perfekten Eltern sein, aber sicher bessere.
Liebe Carina, der Text hat mir gerade sehr geholfen, sind die Schwiegereltern doch so unzufrieden über unsere „Erziehung“. Und mein Mann ist natürlich hin- und hergerissen. Zum Glück wohnen wir weit voneinander entfernt, aber treffen wir aufeinander, ist Stress vorprogrammiert. Unser Sohn hat sich mit seinen vier Jahren schon bei seiner kleinen Schwester entschuldigt und ich war so erstaunt, weil ich es ihm nie beigebracht habe. Er machte es von sich aus. Das sind die Muster meiner Erziehung.. Weiß ich doch, dass es auch ohne Erziehung geht, wundere mich aber dennoch. Nun ja, Hallo sagen möchte Sohnemann nicht. Ich habe es noch nie von ihm verlangt. Ich lebe es vor. Aber andere geben ihm ein schlechtes Gefühl, weil er nicht so funktioniert, wie er es doch mit vier Jahren sollte. Ich schau mich mal noch weiter auf dem Blog um, Danke schon mal für diesen tollen Artikel!
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald Simone
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Hallo liebe Simone, vielen Dank für deine Worte. Ich weiß genau was du meinst. Es ist nicht immer einfach bei sich und seiner inneren Wahrheit zu bleiben, wenn die Stimmen im Außen so stark sind. Aber es lohnt sich, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, die eigenen Muster und Prägungen zu überwinden, um so immer mehr in eine liebevolle Beziehung zu uns selbst und dadurch auch zu unseren Kindern zu kommen – ohne Erziehung. Denn da wo Erziehung herrscht, ist Beziehung nicht möglich.
Liebe Grüße Carina
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