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Zu meinem aktuellen Artikel gibt es eine kleine Entstehungsgeschichte. Ich war vor Kurzem für 4 Tage alleine. Für die meisten vielleicht nichts Besonderes. Für mich als zweifache Mutter, die bisher nicht länger als 1 Tag von ihren Kindern getrennt war, allerdings schon. Und so ganz allein nur für mich für mehrere Tage das hatte ich glaube ich vor über 11 Jahren das letzte Mal. Und wie habe ich die Zeit verbracht? Ganz allein nur mit mir. Ich habe nur gemacht wonach mir auch wirklich war, unabhängig davon was ich mir eigentlich vorgenommen habe. Und wenn ich nichts machen wollte, habe ich einfach nichts gemacht. Da blieb dann natürlich auch viel Zeit zum Nachdenken und um mir wieder einiges bewusst zu machen bzw. noch stärker ins Bewusstsein zu rufen. Und ich habe die Chance wahrgenommen, meine Komfortzone zu verlassen. Wie sagt man so schön, das Leben findet außerhalb der Komfortzone statt.
Eine liebe Freundin meinte, dass ich doch darüber einen neuen Blogartikel schreiben sollte, ich kann das so schön in Worte fassen. Ich war im ersten Moment skeptisch, da es etwas doch recht Persönliches ist. Mir ist dann einiges durch den Kopf gegangen. Ja, wir sind alle einzigartige Persönlichkeiten, sind ganz individuell. Aber es gibt auch etwas was uns alle miteinander verbindet. Es sind unsere Sorgen, Ängste, Wünsche, Sehnsüchte und unser Schmerz. Wir denken meist, dass es nur uns so geht, dass nur wir diese Probleme haben und wären überrascht, wie ähnlich wir uns doch darin sind. Wir sind alle auf dieselbe Art geprägt worden, sicher unterschiedlich stark und durch unterschiedliche Erfahrungen. Aber die daraus resultierenden Probleme sind gar nicht so verschieden, es ist uns nur selten bewusst. Von daher frage ich mich, ob es etwas wirklich Persönliches geben kann? Es wird immer Menschen geben, die sich in meinen Worten wiederfinden, die ich mit meinen Worten vielleicht inspirieren oder Mut und Hoffnung machen oder einfach nur einen neuen Blickwinkel aufzeigen darf und wenn es nur ein einziger Mensch ist. Daher möchte ich das hier gern mit euch teilen.
Es geht darum, was die Begegnung oder die Beziehung zu Menschen uns sagen und erkennen lassen möchte. Ihr wisst ich liebe Sprüche. Einer davon lautet z.B.
„Es gibt kein zufälliges Treffen. Jeder Mensch in unserem Leben ist entweder ein Test, eine Strafe oder ein Geschenk.“
Mit einer kleinen Einschränkung stimme ich hier voll und ganz zu, weil ich es selbst immer mehr in meinem Leben erkennen darf. Für mich ist jede Begegnung ein Geschenk bzw. ich werde auf die Probe gestellt, aber niemals eine Strafe. Auch jeder Mensch, der negative Gefühle in mir auslöst oder mit dem ich ausschließlich negativ verbunden bin, möchte mir etwas sagen, was immer nützlich für mich ist. Ich muss nur die Chance darin erkennen. Ich bin davon überzeugt, dass wir hier auf dieser Erde sind, um Herausforderungen anzugehen, unsere Seele möchte wachsen, möchte sich immer mehr bewusst machen und sich selbst erkennen und heilen. Es geht darum zu erwachen. Wir haben alle unsere Lernaufgaben, die wir uns unbewusst selbst so ausgesucht haben und nun meistern dürfen. Und am besten lernen wir uns selbst kennen in der Beziehung zu anderen Menschen. Niemand kann uns so sehr unsere eigenen nicht bewussten Schattenseiten spiegeln, erkennen und sichtbar werden lassen wie ein anderer Mensch. Egal um wen es sich dabei handelt. Ob es unsere Eltern sind, mit denen wir unsere ersten schmerzhaften Erfahrungen gemacht haben als wir uns nicht bedingungslos für unser ganzes Sein geliebt gefühlt haben, unsere Freunde, die nervigen Kollegen, der ungerechte wenig wertschätzende Chef und natürlich am besten unsere Partner. Alles was mich an dem anderen oder dessen Verhalten stört, was mich verärgert oder verletzt, trage ich selbst in mir, hat also was mit mir zu tun. Das gilt natürlich auch für Positives. Alles was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, trage ich auch in mir. Ich kann im anderen nur das sehen und erkennen, was ich selbst in mir fühle, sonst könnte ich es nicht als das erkennen.
Gerade bei Menschen mit denen wir liebevoll verbunden sind, denen wir nicht so leicht entkommen können bzw. wollen, deren Verhalten uns aber trotzdem oft unverständlich ist oder verletzt, machen wir uns auf die Suche nach dem Warum. Warum macht der andere das? Dabei ist es weniger wichtig welche Gründe der andere dafür hat als vielmehr was dessen Verhalten über uns aussagt. Auch mir geht es so seit einiger Zeit. Als ich dann die 4 Tage allein war, ist das passende Wort im richtigen Moment zu mir gekommen und es hat mich kalt erwischt. Es geht um das Thema Selbstbeherrschung oder auch Kontrolle. Obwohl ich meinen Herzensweg gehe, meinen Gefühlen immer mehr folge, in den letzen Jahren Dinge, Situationen oder Beziehungen losgelassen habe, die sich nicht mehr richtig angefühlt haben, bin ich dennoch in vielen Bereichen meines Lebens immer noch selbstbeherrscht und kontrolliert.
Da ist die starke und taffe Carina, die Aktive, die Macherin, die alles selbst in die Hand nimmt, gerne Entscheidungen trifft und Verantwortung übernimmt, die gerne über alles die Kontrolle hat, über sich und am besten noch über das Leben. Kontrolle hat aber so gar nichts mit Vertrauen zu tun. Genau das möchte ich zwar gerne und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass das der einzig richtige Weg ist, aber irgendwie kratze ich das Ganze nur an der Oberfläche an. Tief drinnen fällt es mir unheimlich schwer, meine Kontrolle abzugeben, zu vertrauen, mich dem Leben und anderen Menschen hinzugeben, mich fallen zu lassen, einfach mal passiv zu sein, andere machen lassen, Verantwortung und Entscheidungen abzugeben. Ich meine damit nicht, dass aktiv sein und Entscheidungen treffen etc. falsch oder schlecht ist. Es geht vielmehr darum, ob beide Seiten ausgeglichen sind, ob ich in der Lage bin beides auszuleben. Denn wir haben immer beides in uns, sogenannte männliche und weibliche Anteile. Beides sollte in Balance sein. Ich habe die weibliche Seite jahrelang unterdrückt und mehr meine männliche Seite ausgelebt und bin nun dabei auch meine weibliche Seite anzunehmen, zu akzeptieren und lieben zu lernen. Dazu gehört auch mal Schwäche zeigen können, nicht immer stark sein zu wollen oder alles alleine schaffen zu müssen, Hilfe annehmen, darauf vertrauen dass es auch läuft wenn ich mich zurückhalte, mich weich und gefühlvoll zeigen, mich hingeben und fallen lassen können. All das hat sich in den letzten Jahren zwar schon geändert, aber ist dennoch auch heute noch ein wichtiges Thema bei mir. Es geht auch um die Selbstbeherrschung durch meine Gedanken und die Vorstellung, dass etwas auf eine bestimmte Weise so wie ich es mir vorstelle laufen müsste. Und wenn es das nicht tut, dann stellt sich schnell Unzufriedenheit ein und der Wunsch es müsste anders sein. Aber wenn es anders besser für mich wäre, dann wäre es auch anders. Also ist immer alles genauso wie es gerade ist richtig für mich. In der Theorie ist mir das alles klar und ich fühle auch, dass es der richtige Weg ist, mich von all den Begrenzungen und Einschränkungen die mir mein Verstand vorgibt, freizumachen. Aber in der Praxis gelingt mir das dann nicht immer.
Mir ist auch klar geworden, dass es bei mir um die Selbstbeherrschung in Bezug auf meine Bedürfnisse geht. Meinen primären Bedürfnissen habe ich in der letzten Zeit viel Aufmerksamkeit gewidmet, indem ich meinen Gefühlen gefolgt bin und mich auch um meine Heilung gekümmert habe. Nun ist es aber auch an der Zeit, meine sekundären Bedürfnisse zu erkennen und ihnen nachzugehen. Zum Beispiel hatte ich vor einiger Zeit mal wieder Lust auf Kino, aber es passte nie so richtig und wir sind uns nie einig geworden mit der Filmauswahl. Irgendwann kam dann ein Film, den ich unbedingt sehen wollte und ich habe mich dazu entschlossen, diesmal nicht wieder zu verzichten und bin alleine ins Kino. War mein erstes Mal. Und es war super. Dann habe ich schon seit langer Zeit das starke Bedürfnis, wieder tanzen zu gehen. Nicht in die Tanzschule oder auf Tanzveranstaltungen wie ich es regelmäßig mache, sondern wie früher in die Disco. Aber auch da wurden mir Steine in den Weg gelegt und es kam immer was dazwischen, die Leute haben abgesagt oder hatten erst gar keine Zeit oder Lust. Ich habe irgendwann gespürt, dass das Universum mich hier vor eine Aufgabe stellt und dass das genau so sein soll. Ich habe mich dann immer vor der Aufgabe gedrückt. Bis vor Kurzem als ich sturmfrei hatte und meine Komfortzone verlassen habe. Ich wusste so schnell werden die Umstände nicht wieder so günstig sein, ohne Kinder etc. Und ich wusste ich würde es bereuen, wenn ich jetzt wieder kneife. Aber es hat mich ganz schön Überwindung gekostet, mein innerer Schweinehund war stark. Aber ich spürte ganz genau worum es geht. Darum zu meinen Bedürfnissen zu stehen, ihnen nachzugehen und mich nicht vom Außen also von anderen Menschen abhängig zu machen. Wenn ich Lust habe zu tanzen, dann gehe ich tanzen, egal ob jemand mitkommt. Es geht nicht darum, mir zu beweisen, dass es noch etwas gibt was ich auch alleine kann, sondern darum meine Selbstbeherrschung, meine Kontrolle aufzugeben und mich meinen Bedürfnissen hinzugeben, wenn der Wunsch danach so groß ist. Und das habe ich getan und es war ein wundervolles Gefühl. Es war meine Challenge, die ich brauchte und bestanden habe. Und noch dazu war ich in einer Disco in der ich vorher noch nie war. Alles war Neuland für mich. Ich würde sagen, ich fühlte mich fast jungfräulich 😉 mein letzer Discobesuch ist glaube ich über 8 Jahre her, vor meiner ersten Schwangerschaft. Da kam dann bei mir schon die Frage auf, wie das denn heutzutage ist in der Disco, ob man denn heutzutage als Frau überhaupt alleine losziehen kann. Da kamen dann schon einige Programmierungen in mir hoch. Da werde ich dann doch bestimmt angequatscht, oh Gott was mache ich dann wenn ich alleine bin etc. Der Abend war für mich ein voller Erfolg, obwohl die Musik nicht berauschend war und ich sonst sicher mehr getanzt hätte. Aber ich habe getanzt und selbst wenn ich nicht getanzt hätte, der Abend wäre für mich dennoch ein Erfolg gewesen auch wenn ich nach 5 min wieder gegangen wäre. Nämlich weil ich überhaupt hingegangen bin. Es fühlt sich gut an, etwas zum ersten Mal im Leben gemacht zu haben. Und dafür ist man nie zu alt, und mit 40 erst recht nicht 😉
Das mit meiner Selbstbeherrschung, welche mir durch das unbewusste Spiegeln der anderen Person bewusst geworden ist, ist natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was gesehen und geheilt werden möchte. Ein anderes großes Thema, was uns alle mehr oder weniger intensiv betrifft, ist die Verlustangst. Ich bin überzeugt, dass uns allen aufgrund unserer frühkindlichen Erfahrungen, ein Teil unseres Urvertrauens verlorengegangen ist. Dass wir mehr oder weniger im Gefühl aufgewachsen sind, nicht genügend geliebt zu werden. Ich bin in den 70 er Jahren in der ehemaligen DDR geboren. Ich weiß nicht wie es im Westen aussah, aber bei uns war das damals noch die Zeit, wo Mutter und Kind nach der Geburt getrennt wurden und die Mutter ihr Kind im Krankenhaus nur alle 4 Stunden zum Stillen bei sich hatte. Das wäre heute ein undenkbarer Zustand. Stillen wurde damals generell nach Zeitplan durchgeführt und war somit alles andere als bedürfnisorientiert. Und damals herrschte auch noch der Glaube vor, dass man Babys ja nicht verwöhnen sollte, indem man zu schnell hingeht, wenn sie weinen. Schreien lassen kräftigt die Lungen war die Devise. Ich glaube jeder kann sich vorstellen was das mit der Mutter Kind Beziehung macht, was das für Auswirkungen auf das Urvertrauen des Kindes hat. Dann kann ich mich noch daran erinnern wie ich als Kleinkind einmal aus dem Mittagsschlaf aufgewacht bin und niemand da war. Meine Mutter ist nur mal kurz weggegangen. Für mich muss es ein ohnmächtiges Gefühl gewesen sein. Ich fühlte mich verlassen, allein gelassen, hilflos. Ich bin dann in meiner Not zur Nachbarin geflüchtet, wo mich meine Mutter später dann abgeholt hat, nachdem sie mich zu Hause suchte. Heute bin ich überzeugt davon, dass auch dieses Ereignis mit zu meiner Verlustangst beigetragen hat. Eine Verlustangst derer ich mir bis vor Kurzem noch nicht einmal bewusst war.
Hinzu kommt, dass sich meine Eltern sehr früh getrennt haben. Das allein kann schon genügend Ängste in einem Kind hervorrufen und wird noch verstärkt, wenn die Trennung nicht so vollzogen wird, dass das emotionale Wohl des Kindes an oberste Stelle steht. In meiner Kindheit bin ich dann oft Zeuge geworden von gescheiterten Beziehungen meiner Mutter. Die Verlustangst meiner Mutter, welche sie entweder daran hinderte sich überhaupt auf eine Beziehung einzulassen oder sie in eine Beziehung führte, welche dann auf schmerzhafte und auch grausame Art vom anderen beendet wurde, hat sich auch zum Teil auf mich übertragen. Ich hörte auch oft Sätze wie „Ich brauche keinen Mann.“, „Ich komme auch ganz gut alleine klar, dann redet mir wenigstens keiner rein.“ „Und heiraten würde ich heute nicht nochmal, das sollte man sich sehr gut überlegen.“ All das hat mich geprägt und mich zu dem Menschen gemacht, der ich lange war und es sicher auch immer noch zum Teil bin.
Diese Verlustangst zeigt sich bei jedem auf eine andere Art und Weise. Die einen geraten immer wieder an Partner, die sie in ihrem unbewussten Glauben, dass sie nicht liebenswert genug sind, bestätigen und werden von ihm verlassen. Manche können aufgrund ihrer Verlustangst nur schwer allein sein und verharren in einer Beziehung länger als es ihnen gut tut. Und andere wiederum haben Probleme sich überhaupt auf einen Menschen bzw. eine Beziehung einzulassen aus Angst, dass es sowieso nicht funktioniert und sie verlassen werden. Bei mir war es eher Letzteres. Früher dachte ich immer ich bin nur zu schüchtern und unsicher und außerdem sind die Jungs in meinem Alter viel zu unreif. Ich dachte ich bin zu wählerisch. Ich dachte all das ist der Grund warum ich oft distanziert, kühl und unnahbar auf andere wirkte und anscheinend auch das Schild „Sprich mich bloß nicht an“ auf der Stirn hatte. Heute weiß ich, dass meine Erfahrungen, meine unbewusste Verlustangst mich daran hinderte, mich wirklich auf jemanden einzulassen. Und wenn ich es dann doch mal tat, weil die Gefühle stärker waren als meine Glaubensmuster, dann bin ich natürlich an jemanden geraten der meine Muster perfekt spiegelte und mich in meiner Verlustangst bestätigte. Dann war es entweder auch schnell wieder vorbei oder derjenige wollte oder konnte sich erst gar nicht gänzlich auf mich einlassen und bestätigte mir, dass Liebe irgendwie immer schmerzhaft ist. Aber genau diese Zweifel des anderen, die Unsicherheit sich auf mich ganz einzulassen, zu mir zu stehen hat auch wieder nur was mit mir zu tun. Es sind meine eigenen Zweifel, meine Unsicherheit, meine Zweifel an der Beziehung zu mir selbst gewesen, die der andere mir nur aufgezeigt hat. Wie kann jemand anderes zu mir stehen, keine Zweifel an der Beziehung mit mir haben, wenn ich es selbst nicht kann, wenn ich an mir selbst zweifle?
All das ist mir natürlich nicht bewusst gewesen. Natürlich habe ich mich oft gefragt, was da schief läuft oder ob was mit mir nicht stimmt. Und ja man ist dann auch schnell dabei die Ursache beim anderen zu suchen. Der andere ist unreif, der andere ist beziehungsunfähig, kann sich nicht entscheiden, weiß nicht was er will. Heute weiß ich, dass alle Attribute, die ich dem anderen gebe, alles was mich verletzt, dass all das meins ist. Und solange ich das nicht erkannt, akzeptiert und geheilt habe, werde ich immer wieder an Menschen geraten, deren Aufgabe es ist, mir genau das immer wieder zu zeigen. Bis ich endlich aufgewacht bin. Deshalb ist weglaufen auch zwecklos.
All diese Erfahrungen haben mich dann wiederum zu der starken und taffen Carina gemacht, die auch auf sich alleine gestellt gut klarkommt. Die gern Kontrolle übernimmt und sich schwer tut, Entscheidungen und Verantwortung abzugeben oder sich fallen lassen zu können. Die Carina die eher ihre männlichen Anteile lebt und die weiblichen unterdrückt. Auf welche Menschen trifft man dann, wen zieht man an, mit wem geht man eine Beziehung ein? Mit jemanden der genau diese meine unbewussten Muster bedient und bestätigt. Jemand der mir genau dies aufzeigt und durch den ich meine ungeliebten Schattenseiten ans Licht holen und erkennen darf. Ein Mann, der genauso unbewusst wie ich jemanden gesucht hat, der zu seinen eher unterdrückten männlichen und ausgelebten weiblichen Anteilen passt. Ein Mann, der eine Macherin wie mich gerade dafür liebt, weil er selber eher passiv und zurückhaltend ist. Der Mann, der später mein Mann wurde.
Ein Mann der sich eine Frau wünscht, die zurückhaltend ist, weniger die Initiative übernimmt, die sich gern leiten und lenken und fallen lassen kann, hätte mit mir gar nichts anfangen können. Und ich umgekehrt natürlich auch nicht, da wären wir uns ja in die Quere gekommen. Wir suchen uns unsere Partner immer nach diesen unbewussten Mustern aus, auch wenn wir bewusst natürlich der Meinung sind, dass es ganz andere Eigenschaften sind, die den anderen für uns interessant machen. Am Anfang läuft das alles auch noch super, wir sehen nur die Sonnenseiten beim anderen. Der andere lässt uns so sein und wir können weiterhin unsere ungeliebten Anteile unterdrücken. Irgendwann ändert sich das dann, es kommt der Punkt wo der andere negative Emotionen in uns hervorholt, die wir so gar nicht mögen. Wir fühlen uns verletzt, sehen mehr und mehr die Schattenseiten des anderen ohne zu ahnen, dass es unsere eigenen Schattenanteile sind, die durch den anderen nur gesehen werden möchten. Tief drinnen spüren wir dann, dass wir uns doch eigentlich auch nach was anderem sehnen. Ich möchte doch gar nicht so viel Verantwortung in der Beziehung tragen und Entscheidungen treffen. Ich möchte mich doch so gern auch mal anlehnen und fallen lassen können. Ich möchte doch gern das Gefühl haben, dass auch alles läuft, wenn ich mich nicht drum kümmere. Ich möchte doch so gern auch Frau sein und mich auch so fühlen dürfen. Und dann tappt man oft in die Falle und macht den anderen dafür verantwortlich, dass man nicht so sein kann und sich nicht so fühlen darf wie man es doch eigentlich möchte. Wenn der andere aktiver wäre, könnte ich mich ja auch zurücknehmen. Wenn der andere mehr Initiative und Verantwortung übernehmen würde, könnte ich ja auch viel leichter vertrauen und mich fallen lassen usw. Genauso geht es natürlich unserem Partner mit uns. Auch er merkt, dass er sich eigentlich auch eine andere Seite an uns wünscht. Diese andere Seite wäre aber auch dann nicht in mir hervorgekommen, wenn, so wie ich dachte, mein Mann sich anders verhalten hätte. Und umgekehrt auch. Die Rollen haben wir uns genau so ausgesucht, damit wir durch den anderen erkennen können, was in uns an ungeliebten, verdrängten Anteilen unseres Selbst geheilt und somit wieder angenommen werden möchte.
Nicht selten führen die gegenseitigen Schuldzuweisungen dazu, dass die Beziehung beendet wird. Dass man das Gefühl hat, die Beziehung ist falsch. Was dann passiert, ist dass man in der Hoffnung beim nächsten Partner wird alles anders, genau das gleiche oder Ähnliches erlebt. Wenn die Chance, zu erkennen was mir die letzte Beziehung sagen wollte, nicht wahrgenommen wird, wird all das auch mit in die nächste Beziehung genommen. Das Leben wiederholt seine Lektionen für uns solange, bis wir sie verstanden haben. Und so lange wir das noch nicht haben, wundern sich die Frauen oft warum sie immer wieder an Arschloch Männer geraten oder an Männer, die es nicht erst mit ihnen meinen oder Männer von denen sie immer wieder verlassen werden. Und die Männer wundern sich warum sie so oft an Frauen geraten, die sich nur für ihr Geld oder ihren Erfolg interessieren oder Frauen bei denen sie unter dem Pantoffel stehen.
Früher habe ich Menschen beneidet, die zumindest nach außen eine harmonische, stets konfliktfreie, immerwährende Sonnenscheinbeziehung hatten. Heute bin ich überzeugt, dass es darum in einer Beziehung überhaupt nicht geht. Wir sind hier um zu erkennen und zu wachsen. Heute möchte ich eine Beziehung in und an der ich wachsen kann. Ich kann mir heute auch ein Leben ohne dass ich mir regelmäßig Neues bewusst mache, was mich in meiner Entwicklung voranbringt, nicht mehr vorstellen. Ich brauche die Bewusstwerdung wie die Luft zum Atmen. Eine Beziehung ohne gegenseitiges Wachstum wäre mir ganz sicher zu langweilig und fordert mich nicht heraus. Natürlich können wir auch in der Beziehung zu anderen Menschen wachsen, aber in unseren Liebensbeziehungen werden unsere Themen meist am stärksten sichtbar.
Ich glaube daran, dass es sowas wie einen Seelenplan gibt, den wir verfolgen. Ich glaube dass sich die Seelen im Vorwege verabredet haben, um hier auf der Erde ihre Erfahrungen miteinander zu machen und sich gegenseitig zu unterstützen. Beide schlüpfen immer in die Rolle, die notwenig ist, um dem anderen aufzuzeigen was ihm noch nicht bewusst ist, damit dann das Abgelehnte und Unbewusste heilen kann. Manchmal kommt eine ganz besondere Seele in dein Leben, die wie kein anderer es schafft all das was vorher im Dunklen schlummerte sichtbar zu machen. Und da diese Verbindung so intensiv und besonders ist, ist es unmöglich sich dem zu entziehen. Diese Begegnung, aber natürlich auch alle anderen sind so wertvoll und wir sollten dankbar dafür sein. Wenn beide Partner sich dessen bewusst sind, die Eigenverantwortung für ihre Gefühle übernehmen, das Ganze mit Humor und spielerisch angehen und dann aneinander und miteinander wachsen und sich gegenseitig heilen, könnte es eine erfüllendere Beziehung geben?
In einer Beziehung wachsen und sich gegenseitig heilen sagt aber noch nichts drüber aus, ob die Liebesbeziehung als solche weiter Bestand hat. Manchmal müssen beide Menschen erst beginnen, sich zu heilen bevor sie in eine Beziehung gehen können und dann gemeinsam weiter wachsen. Andere werden sich dessen erst in der Beziehung bewusst und heilen sich und ihre Beziehung, die dann als erfüllend empfunden werden kann. Aber es kann auch sein, dass aufgrund der Bewusstwerdung und Heilung das größtmögliche Wachstum der Beziehung erreicht ist und beide Seelen die Verbindung lösen. Weil die Aufgabe ihres Seelenplans damit erfolgreich beendet wurde und beide Seelen sich nach weiterem Wachstum sehnen, der aber in dieser Beziehung nicht mehr möglich ist. Für mich, deren Seele sich für Letzteres entschieden hat, fühlt sich das Ende dieser Beziehung deshalb auch nicht als Scheitern an. Im Gegenteil, wir haben beide mehr oder weniger erkannt, was uns die Beziehung zu sagen hatte, haben begonnen uns zu heilen und die Beziehung „erfolgreich“ beendet. Das ist sicher nur ein schwacher Trost, besonders für den Teil der Beziehung, der dies noch nicht ganz so klar erkennen kann. Aber für mich fühlt es sich wahr an. Dieses Bild hilft mir auch bei meinen ab und zu aufkommenden Schuldgefühlen. Es geht aber nie um Schuld, immer nur um Verantwortung. Und die liegt bei jedem selbst. Ich habe meine Verantwortung für das wonach sich meine Seele sehnt übernommen und bin meinem Herzen gefolgt.
Und genau jetzt in meiner Situation weiß ich warum ich die Erfahrungen machen sollte die ich gemacht habe. Wir suchen uns das immer genauso aus, die Eltern, die Familie, die Erfahrungen. Ohne die Erfahrungen die mich in der Kindheit geprägt haben, wäre ich heute nicht die Carina, die genau jetzt die Stärke braucht, die sie damals erworben hat. Und ohne meine Eltern und ihrem Verhalten wüsste ich heute nicht so genau, wie ich jetzt in ähnlicher Situation es anders machen möchte und werde. Wir bekommen in der Kindheit immer das Werkzeug in unseren Rucksack gepackt, welches uns für unsere späteren Herausforderungen nützlich ist. Wir sollten uns nur bewusst machen, dass wir in der Lage sind, aus negativem Ballast wertvolles Werkzeug zu machen und dass wir dieses dann im richtigen Moment auch auspacken und benutzen sollten.
Ich bin dankbar für jede Begegnung und Beziehung, egal ob aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder die die noch kommen werden. Weil sie mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin und dem Menschen der ich morgen sein werde.
Ich wünsche euch, dass ihr das wertvolle in jeder Begegnung mit Menschen sehen könnt, dass ihr den Mut habt, hinzuschauen und die Verantwortung für eure verletzten Gefühle und ungeliebten Anteile übernehmen könnt und diese zu lieben lernt und somit in euch heilt. Aber auch dass ihr erkennt, dass alles Schöne im Anderen, in erster Linie in euch selbst ist und ihr euch dafür lieben dürft.
Solange wir noch nicht vollständig in Liebe sind, kommt auch die Liebe nur unvollständig in unser Leben.
In diesem Sinne, werdet euch bewusst und folgt eurem Herzen.
Eure Carina
P.S. Ich möchte euch gern den Artikel von Fabian Freigeist ans Herz legen. Weil er so super zu meinem Artikel passt.
Warum du nie wirklich an falsche Männer / Frauen / Arbeitskollegen gerätst
Ein Gedanke zu “Nichts kommt in mein Leben, was mit mir nichts zu tun hat”